Zur ersten offiziellen Veranstaltung hatte der vor kurzem gegründete neue Handels- und Gewerbeverein Bissingen e.V. zu einer Informationsveranstaltung mit der leitenden Geschäftsführerin der IHK Stuttgart, Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, Frau Hilde Cost, nach Bissingen/Teck in die schönen Geschäftsräume der Fa. Holzbau Merkle geladen. Zu dem aktuellem Thema "Abschwung - Aufschwung - wie geht die Region Stuttgart und Bissingen mit Wirtschaftskrisen um?" hatten sich zahlreiche Bissinger Gewerbetreibende und Interessierte eingefunden.
Vereinsvorsitzender und Bürgermeister a.D. Kümmerle stellte in seiner Begrüßung den jungen Verein kurz vor. Die Idee hierzu kam auf während der sehr erfolgreichen Bissinger Gewerbeschau 2010. Inzwischen zählt der Verein 33 Mitglieder - Tendenz steigend. Das örtliche und regionale Netzwerk wird als "get-together" immer wichtiger. Neben wirtschaftlichen Themen soll im übrigen auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen.
Die Referentin von der IHK ging nach einführenden Worten über die IHK und ihre dortigen Aufgaben sofort über in die aktuelle Euro-Krise. Durch die Einführung des Euro sei das Schuldenmachen bedeutend einfacher geworden - für wirtschaftlich Schwächere im Wettbewerb und bei sich ändernden Bedingungen ein großes Risiko. Nicht immer vereinbar sei die freie Marktwirtschaft mit gesundem Menschenverstand. Dennoch könne das zu kleine Deutschland nicht allein auf dem Weltmarkt bestehen. In der jetzigen Übergangsphase müssten daher stärkere Länder den schwächeren helfen. Ein verteidigungswerter Rechtsstaat mit gültigen Regeln könne nur aufrechterhalten werden, wenn gemeinschaftsbezogene Souveränitätsrechte an eine Staatengemeinschaft auch abgegeben werden. Die Referentin gab ein klares Votum gegen die Kleinstaaterei und für die Hoffnung auf ein gemeinsames Europa.
Die Referentin beurteilte die Situation für Kommunen und Region als gut, aber verunsichert. Ein schneller Wechsel zwischen Auf- und Abschwung sei schwer zu bewältigen. Empfohlen werde, unternehmerische Leistungen verstärkt nicht nur örtlich sondern überörtlich anzubieten. Zur Zeit sei eher kein Abschwung, sondern ein Standhalten zu erwarten. Hierauf seien die Bissinger Gewerbetreibenden mit ihrem guten Branchenmix gut eingestellt. Der Gemeinde Bissingen empfehle sie Wirtschaftsfreundlichkeit. Hierzu zählten u.a. Entscheidungsschnellligkeit, eine gute Verkehrsanbindung und Kinderbetreuungsangebote. Die Referentin gab hierbei zu bedenken, dass in 15 Jahren altersbedingt ca. 6,5 Millionen Arbeitskräfte weniger auf dem Markt seien. Ausbildung müsse verstärkt werden, besonders für eine Zunahme von weiblichen Arbeitskräften. Die veralternde Gesellschaft brauche eine Innovationskultur. Unternehmen sollten sich nach außen für Bildungspartnerschaften öffnen und hierdurch beweglich für die Zukunft bleiben. Die Referentin versprach wiederzukommen und nachzuschauen, was dieser junge Verein auf diesem Wege geleistet habe.
Im Anschluss an den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Der anwesende Bürgermeister Musolf glänzte hierbei mit einem Statement zur vorbildlichen Entwicklung in Bissingen im Hinblick auf die Kinderbetreuung. Langeweile kam keine auf. Das Saxophon-Duett Most/Schaufler swingte die Anwesenden von ernsten Themen hinüber zu persönlichen Gesprächen über die Wirtschaft und die Welt. Das "get-together" hatte begonnen.
Zur Person
Hilde Cost
Leitende Geschäftsführerin
geb. in Frankfurt/Main, Diplom-Volkswirtin
Studium der Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Saarbrücken, Bonn und Giessen.
Berufstätigkeit: Deutsche Revlon in Düsseldorf, Universität Giessen, Deutsche ICI in Frankfurt/Main,
DIHK Brüssel, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Region Stuttgart
Mitherausgeberin: Cost/Körber-Weik: Die Wirtschaft von Baden-Württemberg im Umbruch, Stuttgart, 2002
IHK Region Stuttgart
Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen
http://www.stuttgart.ihk.de